Sonntag, Januar 16, 2022

Bitcoin Ponzi Schema

Ist Bitcoin ein Ponzi-Schema?

Nach dem Italiener Charles Ponzi wird eine bestimmte Form des Finanzschwindels bezeichnet, der davon lebt, dass jeder weiterer Teilnehmer an die bisherigen Teilnehmer in gewisser Weise Geld zahlt. Es gibt da einige unterschiedliche Definitionen, aber das ist jetzt nicht relevant.

Hier geht es um die Frage, ob Bitcoins eine neue Form des Ponzi-Schemas ist.

Woran erkennt man ein Ponzi-Schema

Da die meisten Nutzer eines Ponzi-Schemas ihr Geld verlieren, ist es notwendig ein solches Schema rechtzeitig zu erkennen. Da aber die Gewinner des Schemas keinerlei Interesse haben, dass jeder das Schema erkennt, wird das Schema immer hervorragend getarnt. Allerdings gibt es auch immer Anzeichen, die sich schlecht verbergen lassen.

Wie dieser Knoten zusammenhängt ist nicht sichtbar.

Suche neuer Teilnehmer


Damit das Ponzi-Schema funktioniert, müssen immer weitere Teilnehmer gefunden werden. Zunächst starten die Geschichten fast immer im Umkreis von Familie und Freunden oder in der eigenen Gruppe, häufig etwa Migrantengruppen. Und es gibt in der Geschichte sehr viele solche Ponzi-Schemata, die eine Weile gelaufen sind. Einen gewissen Überblick schafft das Buch "The Politics of Ponzi Schemes" von Marie Springer (ISBN 0429869797), das auf über tausend Fälle zurückgreift, die in US-Gerichten verhandelt wurden.

Bei Bitcoin wäre die Gruppe durch IT Nerds zu definieren, die sehr früh mit dem Mining von Coins begonnen haben. In dieser Gruppe waren am Anfang die Kosten für das Erzeugen von Bitcoins sehr gering, teilweise unter einem Euro, man bedenke heute werden diese Coins mit Preisen über 50.000 Dollar gehandelt. Allerdings ist das noch lange kein Beweis, dass es sich um ein Ponzi-Schema handelt, denn fast jede Firmengründung startet ähnlich.

Wert des Objekts

Ein weiterer Hinweis ist der intrinsische Wert des Gutes, das der Betrüger behauptet zu verkaufen. Sehr viele Betrugsschemen laufen über Investitionen in Firmen, etwa das größte bekannte Schema, der Fond von Bernie Madoff, dessen Fond am Ende scheinbar einen Wert von über 60 Milliarden Dollar hatte. Die Betrogenen bekamen am Ende nur 17 Cent für jeden Dollar, den sie scheinbar besessen hatten, zurück. Die ersten Investoren, die früh ausgestiegen sind, konnten eine jährliche Wertsteigerung von 15% genießen. 

Preisverlauf Bitcoins, man erkennt Sprünge und Plateaus, das könnte auf Preismanipulation hindeuten. (Quelle https://bitcointicker.co/


Bitcoins haben überhaupt keinen inhärenten Wert, da es sich um reine Spekulationsobjekte handelt. Es ist fast umgekehrt, für die Erzeugung eines Coins müssen viele Megawattstunden Energie verwendet werden, was zu einem erheblichen CO₂ Ausstoß führt. Nur ein winziger Teil, weniger als 2% der Bitcoins, werden für ihre eigentliche Aufgabe, ein Tauschmittel, verwendet. Es gibt daher keinerlei realen Wert für einen Bitcoin.


Die Legende

Hinter jedem Ponzi-Schema seht eine Geschichte, die die Investoren in das Schema glauben müssen. Bei Ponzi ging es zu Beginn um die geschickte Nutzung von Preisdifferenzen bei Briefmarken in verschiedenen Ländern, die zum Teil um den Faktor sechs auseinanderlagen. Madoff war früher der Chef an der Wallstreet und suggerierte, dass er ein ausgezeichnetes Verständnis des Aktienmarktes hatte. Was auch stimmte, wenngleich er kein erfolgreicher Anleger war.

Eine Zukunft ohne elektronische Überweisung mittels Banken?


Die Legende von Bitcoins beruht auf der Behauptung, dass eine dezentrale universelle Währung im Internet besser ist als das Zentralbankgeld. Diese Legende nimmt gleich mehrere Trends auf, zum einen ist das Internet immer noch für viele "Neuland" also ein Land, das eigentlich eine Währung benötigt. Dezentral kommt aus der Umweltbewegung und klingt nach sauber und gesund. Obwohl inzwischen die Erzeugung der Bitcoins in riesigen Rechenzentren keineswegs sauber erfolgt, bleibt die Legende. Dass niemand im Internet, außer einige Kriminelle, damit größeren Zahlungen tätigen liegt nebenbei bemerkt an der schlechten Skalierbarkeit der 19 Millionen "Münzen" die aktuell im Umlauf sind. Ein Zahlprozess benötigt mindestens zehn Minuten. Nicht das, was man benötigt, wenn man schnell am Supermarkt zahlen will, was heute fast immer elektronisch per Bankkarte gelingt.


Vergleich mit "Normalem" Geld

Viele Bitcoin-Jünger weisen an dieser Stelle darauf hin, dass das Zentralbankgeld oder FIAT-Money, ebenfalls eine reine "Luftnummer" ist. Das ist so nicht richtig. Eine Bank kann nur neues Geld schöpfen, wenn dem gegenüber ein Wert steht. Etwa eine Firma will ein neues Gebäude errichten und bekommt einen Kredit. Dieser Kredit wird im Bereich der EZB zu 94% aus neu "gedrucktem" Geld von der Bank ausgegeben. Zumindest, wenn man eine Eigenkapitalquote von 6% bei den Banken annimmt. Es gibt also einen realen Wert, wenn die Halle steht und der Kredit abgezahlt wird, das ist der Grund, dass das Geld geschöpft wird.
Dass die Europäische Zentralbank (EZB) es dabei mit dem Wert des Objekts nicht so genau nimmt, ist ein anderes Problem und wird auch zur Genüge kritisiert (etwa von Prof. Hans-Werner Sinn). So hat die EZB in einem Anleihen-Kaufprogramm etwa 5.000 Milliarden Euro für nicht so besonders werthaltige Staatsanleihen ausgegeben. 
Daraus kann man aber keineswegs folgern, dass Bitcoins werthaltig sind, nur weil sie überhaupt keinen Gegenwert verkörpern.

Mit anderen Worten:
"Bitcoins kombinieren die Unwissenheit der meisten Menschen über die Funktion des Geldes mit der Unwissenheit, die sie bezüglich der theoretischen Informatik haben, die die Blockchain beschreibt."
Dieses Zitat stammt von Morten Bech bei einem TEDx Interview.


Fazit:

Nach der Analyse spricht einiges dafür, dass es sich um ein Ponzi-Schema handelt. Der Beweis kommt natürlich erst, wenn das System kollabiert ist. Ich selbst werde jedenfalls keine digitalen Münzen erwerben. Hinweis: Das ist keine Finanzberatung!

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