Mitfahrgelegenheit anbieten und erleben
Als junger Mensch bin ich sehr viel getrampt, man hat sich an eine geeignete Stelle am Ortsausgang gestellt und wurde nach etwa zehn Minuten mitgenommen. Erstaunlicherweise hing die Zeit nicht vom Verkehr ab, bei wenig Verkehr sind die Menschen hilfsbereiter, bei viel Verkehr denkt jeder wohl, das wird ein anderer übernehmen. Als ich dann viele Jahre später ein Auto hatte, habe ich fast alle Tramper mitgenommen die am Straßenrand standen. Es waren oft interessante Menschen und ich wollte auch etwas zurückgeben, das ich in der Jugend bekommen habe.
Internet und Mobilfunk
Die Welt hat sich inzwischen radikal geändert. Nur noch ganz selten sehe ich jemanden am Straßenrand mit herausgestreckten Daumen stehen*. Das mag zum einem daran liegen, dass viele zum 18 Geburtstag bereits ein Auto geschenkt bekommen, aber auch daran, dass es verschiedene Vermittlungen von Mitfahrern über Internet und passende Apps gibt. Daher habe ich das auch ausprobiert und will meine persönliche Erfahrung wiedergeben.
Hinweis: Persönliche Erfahrung kann nur sehr begrenzt verallgemeinert werden, aber vielleicht geben die Leser passende Kommentare ab.
Moderne Kommunikation ermöglicht das elektronische Trampen |
Anmeldung bei einer Online-Mitfahrseite
Inzwischen haben die erfolgreichen Websitebetreiber gelernt, dass ein Anmeldevorgang bequem funktionieren muss und ich kann nicht klagen. Meine erste Fahrt führt aus dem Schwarzwald nach München und zurück, geplanter Zwischenhalt ist Flughafen Stuttgart. Uhrzeit und Datum eingeben, fertig.
Kurze Zeit später, erste Anmeldung eines Mitfahrers, bald darauf wieder Abmeldung, hat sich das wohl anders überlegt. Bei Reiseantritt habe ich schließlich drei Hinfahrer und zwei Rückfahrer.
Die Reise
Da ich eine Dienstreise habe, muss ich natürlich auf eine gewisse Pünktlichkeit achten. Bei der ersten Abholung ist erst mal niemand da, aber per Handykontakt gelingt es, innerhalb von 15 Minuten doch noch fast pünktlich zu starten.
Leichter Stau vor Stuttgart, Anruf im Auto, Ein Zusteiger am Flughafen steckt in der S-Bahn fest. Kurz darauf der zweite Zusteiger, offensichtlich gleiche S-Bahn. Ich toleriere jetzt 20 Minuten Verspätung am Flughafen. Dort ist zunächst auch niemand, aber per Handy klärt sich das und schon sehe ich eine Mitfahrerin im Sauseschritt auf mein Auto zulaufen. Der andere Mitfahrer hat wohl weniger Glück, will aber auch in einer Stunde kommen, so lange kann ich wegen meines Termins nicht warten, da höre ich natürlich keine Freude am anderem Ende der Leitung.
An der Zielraststätte, beide Mitfahrerinnen haben sich auf die gleiche Raststätte geeinigt und ihre Freunde per Handy umgelotst, klappt die Übergabe der Passagiere perfekt.
Die Rückreise
Den Rückreisetermin muss ich um zwei Stunden vorverlegen. Wieder hilft die moderne Kommunikation, am Smartphone die Daten in die App eingegeben, Anrufe bei den zwei Mitfahrern und perfekt pünktliche Mitfahrer am Wartepunkt. Ein indischer Student und ein deutscher Programmierer, da entwickeln sich sehr interessante Gespräche, man lernt sich untereinander kennen und erfährt eben Details, die nur im persönlichen Gespräch zu vermitteln sind.
Auch mein zweiter Mitfahrer organisiert die Abholung von meinem Reiseendpunkt in Echtzeit über das Handy, so dass alle pünktlich nach Hause kommen.
Lohnt sich der Aufwand
Das Mitnehmen von anderen Menschen im leerem Auto ist nicht nur ökologisch sinnvoll, es kann auch Langeweile während einer langen Fahrt vertreiben. Allerdings muss man sich im klarem sein, dass es aus rein ökonomischer Sicht für den Fahrer eher ein Nullsummenspiel ist. Man ist sehr mit der Organisation der einzelnen Reisebegleiter beschäftigt. Insbesondere wenn man die Sache ernst nimmt und hilfsbereit sein will.
Eindeutig wäre diese Form der Reise ohne der permanenten Verfügbarkeit von Internet und Mobilfunk kaum denkbar, zumindest wenn man eine gewisse Flexibilität bei der Reiseplanung erreichen will.
Bei längeren Reisen werde ich weiterhin den Zug nehmen, und in den Ausnahmefällen, in denen ich eine längere Autofahrt plane, werde ich wieder die Mitfahrt anbieten.
Automatische Vermittlung von Mitfahrten liegt zwischen Individualverkehr und öffentlichem Verkehr, damit ist es eine Innovation, die unser Leben verändern kann.
Wirkung des Internets auf die Fahrleistung:
Wirkung des Internets auf die Fahrleistung:
* Möglicherweise sieht man den hitchBot am Straßenrand, ein trampender Roboter in Kanada.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen