Freitag, November 13, 2015

Die Welt im Jahre 2100

Wie leben wir 2100

Immer wieder lese ich auch in Qualitätsmedien Berichte aus der Zukunft, so in der FAZ "Unser Leben im Jahr 2100". Mondflüge als Tourismus, Wasserstoffautos und ähnliches. Ich will in diesem Beitrag meine eigene Sicht auf die Zukunft beschreiben und auf die Grenzen entsprechender Aussagen hinweisen.

Die Menschen

Im Mittelpunkt setze ich zunächst einmal die Menschen. Eine einfache Extrapolation zeigt, die Menschen haben sich in den letzten 1000 Jahren nur wenig geändert. Sie leben gerne zusammen und nehmen gern Kontakt auf. Das wird sich nicht ändern. Ob es allerdings die Großfamilie ist, die Wohngemeinschaft, Wiener Cafes oder Face2b00k bleibt offen. Es gab immer wieder interessante Innovationen, wie man Menschen zusammenbringen kann. Niemand hat vor 85 Jahren, das war 1930! facebook vorhergesagt, obwohl man bereits begann in 1000 Jahren zu denken...
Menschen leben und arbeiten gerne zusammen.
Entscheidender ist die Frage gibt es dann noch Menschen. Die Anzahl wird irgendwo zwischen Null und 20 Milliarden liegen. Die untere Grenze kann aus zwei Gründen eintreten, einmal, wenn eine religiöse Gruppe die Macht über das aktuelle Nuklearwaffenpotential bekommt, oder wenn die Roboter der Zukunft im Menschen keine sinnvolle Spezies sehen. Letzteres beschreibt Nick Bostrom in seinem Buch Superintelligenz. Dort wird sehr plausibel gezeigt, dass die starke künstliche Intelligenz eine sehr konkrete Gefahr für die Menschheit darstellt. Wichtige Menschen, wie Bill Gates (früher Microsoft) und Elon Musk (Tesla) nehmen die Warnung sehr ernst.

Aus meiner Sicht, die tendenziell optimistisch ist, ist es trotzdem unrealistisch, dass die Menschheit sich selbst zerstört. Dies passt nicht in die grundsätzliche Logik des langfristigen Überlebens des Lebens. Insbesondere würde das implizieren, dass es schon frühere Zivilisationen von intelligenten Lebewesen auf der Erde gegeben haben sollte, die sich zerstört haben, das ist offensichtlich nicht der Fall, daher betrachte ich diesen Zweig nicht länger.
Der Einschlag eines Kometen hat das Wachstum dieses Baums beschleunigt.
Die Menschheit wird sich in gewissem Umfang vermehren, der beste Schätzwert ist letztendlich, dass sich die Zahl der Menschen gegenüber heute nicht grundlegend ändert, also etwa 7-8 Milliarden Menschen im Jahr 2100 auf der Erde leben.

Was tun die Menschen

Um zu verstehen, was Menschen gerne tun, ist es immer wieder hilfreich zu sehen, was Menschen tun, die nicht durch materielle Grenzen an der freien Entfaltung behindert sind. Reiche Menschen lieben Luxus, daher werden auf Dauer alle Menschen nach Luxus streben. Welcher Luxus wird das sein?

An erster Stelle Gesundheit!

Der höchste Luxus ist eine sehr gute Gesundheit. Daher werden die Menschen erhebliche Mittel für dieses Ziel ausgeben. Da die medizinische Forschung stetig voranschreitet kann man mit vielen Erfolgen bei der Bekämpfung von Krankheiten rechnen. Zudem wird die bisher unvermeidliche "Krankheit" Alter besiegt werden. Alter ist nur eine kleine Störung des Organismus nach dem Erreichen des Lebensziels "Vermehrung" und setzt daher mit etwa 40 Jahren ein. Eine sehr gute Analyse diese Problems hat Björn Schuhmacher in seinem Buch "Das Geheimnis des menschlichen Alterns" gegeben. Auch andere Autoren, etwa Ray Kurzweil, vermuten, dass sehr langes gesundes Leben in Zukunft normal wird, damit besteht eine erhebliche Chance, dass nicht wenige der Leser noch das Eintreffen der Prognosen erleben werden.

Platz ist wichtig

Menschen lieben große Wohnungen, daher werden die Menschen, soweit es möglich ist, ihre eigenen Räume vergrößern. Das kann auf vielfältige weisen geschehen, etwa die Besiedlung bisher ungenutzter Flächen, sei es Wüsten oder Meeresoberfläche. Zudem kann durch das Errichten von hohen Gebäuden Grundstücksfläche gespart werden und viel Wohnraum geschaffen werden. 
Jährlich werden für eine Million Menschen Hochhäuser gebaut
Das Ausweichen in den Weltraum halte ich für sehr unwahrscheinlich, da dort viele sehr grundlegende Probleme auftreten, insbesondere Strahlung, Lebensmittelversorgung, fehlende Schwerkraft, extremer Energiebedarf zum Erreichen von Umlaufbahnen oder gar anderer Planeten.
Dünn besiedelte Natur lieben die Menschen immer
Natürliche Umgebungen lieben Menschen ebenfalls, daher werden heutige Naturparks eher natürlicher werden, das bedeutet weitgehend dem Einfluss der industriellen Besiedlung entzogen. Der Zugang zu diesen sehr großen Gebieten erfolgt dann durch Verzicht auf bestimmte Bequemlichkeiten, etwa großflächige Hotels, daher beschränkt sich ganz selbstverständlich der Besuch auf wenige Wochen im Jahr. Ein ähnliches Konzept haben bereits heute die Nationalparks in den USA, in denen man fast nur im Zelt oder Wohnmobil leben kann.

Service

Jeder Wohlhabende hat viele Diener, jeder Mensch hat das auch gerne. Bereits heute haben wir viele Diener, eine Spül- und Waschmaschine die unsere Sachen reinigt, eine Bedienung im Restaurant, ein Auto, das uns fast automatisch an jeden Ort bringt. Viele weitere Diener, die Rasen mähen, den Garten pflegen und Putzen, Hilfe beim Kochen und Aufräumen, Unterstützung bei der Lebensplanung, werden hinzukommen. Technisch gibt es hier kaum Grenzen und daher werden alle nützlichen Unterstützungen auch umgesetzt werden. 
Wenn selbst unangenehme Arbeiten vom Roboter übernommen werden.
Die Idee, dass die Altenpflege auch von Robotern erfolgt, will ich aber nicht sehen. Da die Gesundheit auch bei vielen Lebensjahren nicht schlechter werden soll, ist auch eine Pflege, so wie wir sie heute kennen nicht nötig. Ausnahmen mögen die Zeiten nach einem Unfall sein, aber auch Unfälle werden eher sehr selten sein. Letztendlich werden Menschen die Pflege übernehmen, da nur im sozialem Kontakt ein menschliches Leben und Genesen möglich ist.

Mobilität

Wohlhabende Menschen zeigen eine sehr hohe Mobilität. Nicht wenige Menschen verwenden das erste verdiente Geld für Reisen und die Anschaffung eines Autos. Das kann man extrapolieren und sieht dann, dass Menschen gerne 100.000 km im Jahr zurücklegen. Da dies dann von einem Großteil der Menschen genutzt wird, wird der Luftverkehr oder andere Techniken wie Hyperloop, eine Art Rohrpost, die mit Schallgeschwindigkeit Menschen preiswert transportieren kann, zunehmen. 
Der Flugverkehr wächst seit hundert Jahre kontinuierlich.
Alle diese Transportformen laufen aber im wesentlichen innerhalb des Gravitationspotentials der Erde ab, das bedeutet, wir werden nur in Ausnahmefällen in den fernen Weltraum reisen.
Individuelle Mobilität ist gewünscht, daher kann es leicht sein, dass fast jeder ein Flugzeug hat, welcher Art das sein könnte, habe ich in einen anderen Blogbeitrag schon mal betrachtet.
Luftfracht Flugzeug, wird bald jeder eines haben?

Energie

All die faszinierenden neuen Produkte und Möglichkeiten benötigen viel Energie. Es wird wohl die am stärksten belächelte Vorhersage sein, dass wir in Zukunft weniger Energie verbrauchen. richtig ist, wir werden weder Öl noch Kohle verbrauchen, sondern saubere Energiequellen nutzen. 
Naheliegend erscheint heute, dass wir sehr viel Solarenergie nutzen, im Extremfall sogar eine Dyson Sphere bauen. 
Die Energiequelle der Zukunft ist unbekannt
Allerdings sollte man hier warnen, in diesem Artikel geht es nicht um die nächsten 20 Jahre, sondern um die nächsten 85 Jahre. Ich kann mir gut vorstellen, dass völlig neue Energieformen zur Verfügung stehen, etwa die "Kalte Kernfusion". Aus energetischer Sicht gibt es einige Energieformen, die noch nicht genutzt werden. Entscheidend ist daher, welche technologischen Durchbrüche in den nächsten 80 Jahren gemacht werden, die heute eben nicht vorhergesagt werden können.

Künstliche Intelligenz

In den letzten 50 Jahren hat sich die Leistung der Computer immer exponentiell entwickelt. Die Vorhersagen, wie viel Computerleistung für den Aufbau einer künstlichen Intelligenz nötig ist, kann man zwar nicht genau ermitteln, allerdings sollte die notwendige Schwelle weit vor dem Jahr 2100 überschritten werden. 
Werden wir völlig in Computern versinken?
Mit dem Erreichen der künstlichen Intelligenz (KI) wird sich im günstigen Fall, das ist der Fall, dass die Menschheit nicht von dieser KI ausgerottet wird, das Leben erheblich vereinfachen. Da es dann nicht mehr die vielen mühevollen Arbeiten gibt, die man als Physiker oder Wissenschaftler hat, es genügt eine Intuition und das KI System hilft die Idee in eine funktionierende Theorie umzubauen oder den Irrtum zu erkennen. 

Auch alle anderen einfachen aber anstrengenden Entscheidungen, welche Strecke muss ich fahren, wo steht welche Information kann der Computer beantworten. Genaugenommen kann er das schon heute, aber wir trauen uns nicht, das künstliche Intelligenz zu nennen. In Zukunft wird in solchen Bereichen kaum ein Leistungsbeschränkung auftreten.

Zukunft

Wir kennen die Zukunft nicht, aber es macht immer wieder Freude, die eigene Phantasie in die Zukunft zu entführen. Ich hoffe dies ist mir ein wenig gelungen.
Eine Anleitung, eigene Zukunftsvisionen zu entwickeln finden sich in der Praxilogie von Otto Buchegger.

Sonntag, Oktober 25, 2015

Tesla Kalifornien und Innovationen

Innovationen kommen wieder aus Kalifornien

Wenn wir uns umsehen, welche Schlüsselinnovationen in den letzten Jahren unser Leben verändert haben oder vermutlich verändern werden, so ist das das Smartphone, das Elektroauto oder allgemeiner der Lithiumakku und die Solarenergie. Inwiefern spielt dabei Kalifornien eine Rolle.

Golden Gate Bridge in San Francisco, Kalifornien

Der Tesla Typ

Elon Musk, als Wiedergänger klassischer Innovatoren wie Edison und Steve Jobs, hat mit seiner Firma PayPal so viel Geld verdient, dass er in der Lage war ein Experiment zu wagen, dass vermutlich kein Venture Kapital Unternehmen finanziert hätte: Eine neue Autofirma zu gründen!
Mit der Idee, dass die Umstellung auf Elektroautos kommt und man den Markt vom oberen Preissegment her aufrollen kann.

Die Möglichkeit, ein derart teures Unterfangen aus eigenen Mitteln zu finanzieren ist fast nur in Kalifornien gegeben. Dazu gehört eine sehr reiche Gesellschaft, die auch bereit ist für Spielzeug viel Geld auszugeben und zudem Menschen, die sehr viel Geld besitzen.
Ein weißes Auto aus Kalifornien.

Das Auto Tesla S

Mit dem Tesla S gibt es erstmals ein elektrisches Auto, das nicht nur elektrisch fährt sondern mit seiner Reichweite von 500 km und einer Ladeinfrastruktur, den Superchargern, gleiches leistet als ein Auto mit Verbrennungsmotor. Zudem ist der Begriff Auto hier neu definiert, es ist ein Fahrzeug, das mit Autopilot auch automatisch fahren kann, und zudem eher einem Supercomputer auf Rädern als einem klassischen Kraftfahrzeug entspricht. Die Rechenleistung entspricht jedenfalls einem Rechner, der es 2003 noch in die Top500 Supercomputer geschafft hätte (256 GPU cores, a 64-bit CPU).

Die ersten Nutzer einer solchen Produktkategorie sind dann auch die gleichen, die ein iPhone gekauft haben obwohl das Telefonieren noch nicht so gut damit ging. Es sind Menschen die Neues erkennen und oft deshalb schon wohlhabend geworden sind. Und für solche Menschen ist der Preis nicht so entscheidend wie das Teilhaben an der Zukunft. Genau solche Menschen findet man in Kalifornien etwas häufiger.

Umweltschutz als Technologietreiber

Ein weiterer Aspekt ist der Schutz der Umwelt. Obwohl wir davon viel in Deutschland reden, handelt die Regierung in Kalifornien auf Druck der Bevölkerung. Der Katalysator im Auto war dort schon 15 Jahre vorgeschrieben, als man in Deutschland etwas sauberere Autos vorgeschrieben hat.

Der Diesel, eine sehr dreckige Angelegenheit, kann in Deutschland nur existieren, weil er schwächeren Abgasvorschriften ausgesetzt ist als der Benzinmotor. In Kalifornien ist das anders, dort gibt es kein "Industriepolitisches" Interesse, alle Fahrzeuge müssen die gleichen, hohen Standards beim Abgas erfüllen. Das VW-Desaster soll hier nicht erläutert werden, es ist ja jedem bekannt, was Deutsche Softwareentwickler zum Umweltschutz hier beigetragen haben.

Aber jenseits vom Katalysator muss längerfristig die Mobilität völlig Abgasfrei (auch CO2 frei) möglich sein. Das geht nur elektrisch und das geht nur in Kombination mit Solarenergie. Kalifornien hat hier das Glück, ein Sonnenstaat zu sein, der mit der gleichen PV Anlage fast dreimal soviel Energie gewinnen kann als es im trüben Deutschland möglich wäre. Damit ist PV Marktfähig und die Installationen werden in Kürze Deutschland überholen.

Solarenergie erfordert aber Stromspeicher, der Staat CA hat daher vorgeschrieben, dass jedes Stromunternehmen Stromspeicher mit vorgegebener Leistung installieren muss. Damit wird die Energiespeicherentwicklung angeschoben. Und wieder ist es Elon Musk, der mit der Gigafactory ein Zeichen setzt. Diese weltgrößte Fabrik wird 2018 mehr Lithium Ionen Batterien fertigen, als alle anderen Werke zusammen!

Bildung und Weltoffenheit

Günstige Umstände haben dazu geführt, dass das Silicon Valley entstanden ist. Unter anderem hervorragende Universitäten und spendable Firmen, hier ist die Firma XEROX explizit zu nennen. Ein weiterer Faktor ist die Zuwanderung in den letzten hundert Jahren. Anders als der Süden der USA ist Kalifornien nicht durch Sklaverei und Öl reich geworden sondern erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts gewachsen. Dabei spielte die Zuwanderung aus Asien und die Entwicklung der Halbleitertechnologie aber auch die Hippie, Schwulen und Ökobewegung eine wichtige Rolle.

Mit der Idee, die Welt durch moderne Produkte zu verbessern, nicht durch Krieg und Ausbeutung, hat bei vielen eine hohe Motivation zur kreativen Umsetzung von Ideen gefördert.
Hier begrüßt Minister Johannes Remmel (l.) aus NRW den Autor in San Diego am Messestand.
Der Minister hat Kalifornien eine Woche lang besucht um, u.a., Innovationen besser zu verstehen.

Wo wären wir ohne Kalifornien

Geschichte kann man nicht zurückdrehen, aber ob es der Mikroprozessor, der PC, der Abgas-Katalysator, das Smartphone, die Suchmaschine und das Elektroauto ist, ich habe erhebliche Zweifel, dass wir das alles schon hätten, wenn nicht in diesem etwas "verrücktem" Land die Menschen für uns gedacht und gearbeitet hätten.
Daher reise ich immer wieder gerne nach Kalifornien um etwas von der Welt der Innovationen zu spüren.

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Dienstag, September 08, 2015

Philosophie der Kuhweide und ihrer durchlässigen Grenzen

Grenzen überschreiten - die Kreativität bei halbdurchlässigen Zoofiltern

Bei meiner letzten Wanderung mit Freunden durch den Schweizer Jura ist mir aufgefallen, dass wir regelmäßig Weidezäune überschreiten mussten und ich bin dabei auf erstaunlich vielfältige Lösungen des Problems gestoßen. Der Schweizer Jura ist vielen nur als Quelle hochwertiger feinmechanischer Uhren bekannt, aber die Menschen dort sind auch als Grobmechaniker am Weidezaun bemerkenswert innovativ. Bemerkenswert ist, dass Google auf die Suchanfrage "Überschreithilfe Weidezaun" noch keine einzige Fundstelle bietet!
Der Wanderer auf dem Weg zur Weide nutzt den intelligenten Durchgang

Wer Grenzen baut muss an die Grenzenlosigkeit denken

Die Ausgangssitutation ist einfach, Kühe oder andere Weidetiere werden heute nicht mehr von einem Hirten bewacht sonder von einem Zaun auf ein fixiertes Territorium gehalten. Die Weide, zumeist von einem Elektrozaun umgeben, ist aber für den Wanderer ein Hindernis das er überwinden will. Da der Wanderer aber nicht gerne unter dem Zaun hindurchkriecht muss ein Tor geschaffen werden, das es ihm möglichst problemlos ermöglicht, die Grenze zu überschreiten die für das liebe Vieh aber ein unüberwindliches Hindernis bleibt. 

Menschen und Kühe sind unterschiedlich

Will man also einen Übergang der nur für einen Teil der Weidebesucher durchlässig ist, muss man die Unterschiede der einzelnen Besucher kennen und daraus eine Lösung entwickeln. 
Zwei Hinkelsteine, einfacher aber wirksamer Filter an der Weide
Die einfachste Unterscheidung ist die Breite des Hintern. Eine Kuh ist wesentlich breiter als ein Mensch, also muss man nur einen Durchgang bauen, der schmal genug ist, so dass die Kuh sich nicht hindurchzwängen kann, wohl aber ein Mensch. 
Unüberwindbar für Kühe, durchlässig für Menschen, Betonschlitz.
Ob aus Stein gebaut oder in Beton gegossen, das ist eine gute Lösung. Aber nicht jeder hat einen ausreichend schweren Hinkelstein zur Hand, der von der Kuh nicht zur Seite gedrückt werden kann. Ein Holzpfosten muss schon sorgfältig verankert sein, damit es keine Probleme gibt. 
Zwischen diese Holzpfosten geht keine Kuh hindurch

Um die Ecke gedacht

Neben der Breite der Kuh ist auch die Länge der Kuh interessant, Da der Wanderer kurz ist, baut man einfach eine sehr enge Kurve und schon hat die lange Kuh das Nachsehen. 
Um die Ecke gedacht, zu schwierig für die dicke Kuh
So mancher Wanderer wird sich allerdings auch seines Rucksacks bewusst, wenn er fast hängen bleibt.
Einfaches Tor, schlecht für Vergessliche 

Besser wäre natürlich eine Türe, die die dumme Kuh nicht öffnen kann, damit betritt man die Varianten der vielfältigen Tür und Drehkreuzlösungen. Türen sollten sich möglichst wieder selbstständig schließen, so dass der vergessliche oder verträumte Wandersmann nicht versehentlich das Gatter offen stehen lässt und die Kühe das Weite suchen. 
Simpel, aber wirksam, wer will schon einen Stromschlag?
Damit ist der einfache, elektrisch isolierte Griff am Elektrozaun die schlichteste Lösung, geschickt mit einer Feder gespannt, traut sich der Wanderer nicht, den Griff fallen zu lassen und wird ihn wieder einhängen. 
Die Tür fällt zu wenn man hindurchgeht, Prinzip Einwegventil.
Ein selbst zufallendes Türchen ist zwar sehr geschickt, aber nur in einer Richtung wirksam, wird die Weide auf die andere Seite verlegt, kann das Vieh einfach ausbrechen.
Ein Drehkreuz, praktisch aber nicht für jeden.

Das Drehkreuz das uns an vielen Orten begleitet ist sicher gut, aber wehe, man hat es nicht gut montiert oder ein etwas stärker beladener Rucksackträger muss es überwinden, von Fahrradfahrern nicht zu reden.

Die Zunahme der Komplexität

Sollen nicht nur Wanderer sondern auch Fahrzeuge die Grenze, die dem Rind gesetzt ist, überschreiten können, dann ist noch mehr Kreativität gefordert. Das Rind als Paarhufer hat ein sehr großes Problem, wenn zwei Hufe in ein Loch rutschen, dem Mensch mit seinem sandstrandgeeigneten Langfuss sind schmale Ritzen schnuppe. 
Gut für Mountainbiker, schlecht für Kühe zu überwinden.
Er kann über ein Gitterrost schreiten, das einer Kuh die Knochen brechen würde. Und genau so geht es Mountainbiker und sogar Autos, die mit ihrem Reifen schmale Rillen problemlos überfahren können.
Pferde ja, Kühe nein!

Noch schwieriger ist es, wenn ein Reiter auf dem Pferd einen Reitweg über eine Kuhweide nutzt, da ist ein Drehkreuz keine gute Idee, aber Pferde können ja springen. Oder der Reiter sitzt so hoch zu Ross, dass er eine hohe Türklinke braucht.

Kombination der Zoofilter

Da aber manchmal die Kühe auch die Weide verlassen wollen, auf die Menschen hineingehen ohne dass sie dem Milchvieh den Weg freimachen und zudem Autos herumfahren muss man mehrere Tore kombinieren.
Hier können Autos und Reiter queren und manchmal auch Kühe in der Mitte.

Noch schwieriger wird es, wenn auf der Weide sowohl Pferde als auch Kühe weiden, die Pferde aber keinen Respekt vor dem Kuhrost haben und zudem Autos auf die Weide fahren können müssen. Aber kein Problem für den innovativen Schweizer im Kanton Jura. Durch ein Tor mit herabhängenden Schnüren, die elektrische Schläge verleihen können wird kein Pferd es wagen auszubrechen.
Ein Hindernis für Kuh und Pferd aber nicht für Autos die bekanntlich ein Faradayscher Käfig sind

Die solare Zukunft beginnt

Wer glaubt, das Ende der Entwicklung sei erreicht, der irrt. Das Zeitalter der Elektronik in Kombination mit Solarzellen ermöglicht noch wesentlich komplexere Lösungen. So kann man eine Weide mit einer Schranke begrenzen, die sich öffnet, wenn ein Auto heranfährt, indem der Solarstrom ein Tor öffnet.
Die Lösung für das Solarzeitalter.
Jetzt fehlt noch der Hinweis, dass Kühe auch manchmal den Bahndamm überqueren müssen, aber nicht über das Bahngleis ausbrechen sollen. Kein Problem mit einem geeignetem Gitter.
Freie Bahn der Bahn aber kein Durchgang für Rindvieh.
Nicht dass es mir an weiteren Bildern von Weideübergängen aus dem Jura mangeln würde, aber ich glaube nicht, dass ein Leser bis hierher durchgehalten hat. Wenn ja, dann bitte ich um einen Kommentar, und weitere Innovationen folgen.

Ergänzungen auf Leserwunsch

Tatsächlich manche haben bis zum Ende gelesen, daher hier noch eine Zugabe.
Die einfachsten Lösungen sind oft die Besten, eine sehr einfache Lösung ist ein kleines Treppchen für den Wanderer aus Beton, das hält ewig und für den Wanderer ja kein Problem, weil der ja nicht gehbehindert ist.
Ein kleines Trepchen tut es auch.

Es gibt im Internet ein Wiki über Barrieren, für alle die es ganz genau wissen wollen.

Wer das nicht lustig fand muss den Guide Stupid lesen.

Mittwoch, Juli 08, 2015

Die vierte Singularität

Wendepunkte der Menschheit

Ray Kurzweil hat in seinem Buch "The Singularity is Near" [1] beschrieben, wie das exponentielle Wachstum der Technologien zu einem fundamentalen Wandel führen könnte. Er setzt sogar ein Datum, das Jahr 2045. Aber ist das eine realistische Vision und was genau könnte passieren?

Die erste Singularität

Wie so oft, es ist nützlich in die Vergangenheit zu sehen um zu erkennen, wie grundlegend die Welt der Menschen oder soll man hier schon sagen der Mensch die Welt verändert hat. 
Der erste große Schritt war die Erfindung des Werkzeugs. Mit einem Speer, der durch einen geschärften Stein zu einer tödlichen Waffe wird, ist der Mensch von etwa 500.000 Jahren losgelaufen um große Wildtiere zu erlegen. Darauf waren viele Tiere nicht vorbereitet und dadurch hat die Menschheit bereits vor vielen tausend Jahren das Gleichgewicht zwischen klassischen Jägern, insbesondere Raubkatzen und Großsäugetiere aus dem Gleichgewicht gebracht [3]. 
Auf der anderen Seite konnte der Mensch damit derart viel Lebensmittel erbeuten, dass sein Gehirn weit über die übliche Größe wuchs.
Pfeilspitzen aus Stein. Quelle: Wisconsin Historical Museum
Das war also eine Art singuläres Ereignis in der Menschheitsgeschichte. 

Die zweite Singularität

Vor über 5000 Jahren begann der Mensch nach verheerenden Eiszeiten, in denen er fast ausgestorben wäre, eine völlig neuartige Art der Nahrungsquelle zu erschließen, die Landwirtschaft. Durch günstige Umstände ist es ihm im fruchtbaren Halbmond, und wohl auch an anderen Gegenden in denen günstige Bedingungen herrschten, gelungen selbst Lebensmittel anzubauen. Zunächst wohl Getreide, das sich durch Sammeln von Grassamen zunächst selbst aussäht und später dann durch gezieltes Sähen, Ernten und Lagern von Getreide [4][5].

Parallel dazu entstanden große Dörfer und auch bald Städte. Die Landwirtschaft hat einen erheblichen Einfluss auf die Umwelt. Durch Rodung, Reisfelder und Rinderzucht ist wohl mehr Treibhausgas in die Atmosphäre gelangt, was zu einer Verbesserung des Klimas führte.
Die erfolgreiche Landwirtschaft hat die Zahl der Menschen, die auf einer Fläche leben können, gewaltig angehoben, die Zahl der Menschen muss sich mindestens verzehnfacht oder gar verhundertfacht haben.
Die Lebensgrundlage Landwirtschaft ist aber ein mühevoller Weg satt zu werden. Einmal angefangen, kann man nicht mehr in das Paradies zurück, weil einfach nicht genügend natürlich Nahrung vorhanden ist.
Nach der zweiten Singularität war alles anders, jeder war gezwungen viel zu arbeiten.

Die dritte Singularität

Vor etwa fünfhundert Jahren begann eine Entwicklung, die wiederum zu einer völlige Veränderung des Lebens aller Menschen führte. Mit der Druckerpresse war es möglich, Information beliebig zu Kopieren und Bücher in Serie zu produzieren. Dieser erste industrielle Prozess hat eine Rückkopplung ausgelöst, mehr Bücher, billigere Bücher, mehr Menschen können sich Bücher leisten, mehr Menschen können lesen. 
Das Wachstum der Eisenbahn, ein Teil der industriellen Revolution, eigene Animation, Daten: Uni-Mainz.

Damit gibt es mehr Kreativität zum Erfinden. Die Dampfmaschine und die Dampflok führen direkt zum Industriezeitalter. Der Traktor ersetzt die Arbeitskräfte auf dem Feld und plötzlich arbeitet nur noch ein Prozent in der Landwirtschaft. Arbeit die während der zweiten Singularität erfunden wurde ist plötzlich nicht mehr da.
In Fabriken und Büros ist es viel bequemer als bei sengender Hitze auf dem Feld mit eigener Muskelkraft zu ernten. 
Ohne Muskelkraft wird das Heu in Windeseile von modernen Maschinen in der Landwirtschaft geerntet

Die dritte Singularität hat die Welt in eine Industrielandschaft verwandelt, Straßen und Leitungen verbinden fast alle Orte, die Luft ist mit CO2 und anderen Abgasen geschwängert, die Zahl der Menschen hat sich abermals verzehnfacht. 
Auch nach der dritten Singularität gibt es keinen Weg zurück, die Welt hat sich grundlegend und unvorstellbar gewandelt.

Die vierte Singularität

Die vierte Singularität liegt noch vor uns, aber wie weit?
Durch die immer weitere Verkleinerung der Technologie ist es möglich, in einem Smartphone genau so viel Rechenleistung zur Hand zu haben, als 1994 im stärksten Supercomputer zur Verfügung stand. 
Rechenleistung verändert aber seine Eigenschaften qualitativ wenn die Quantität enorm wächst. Die Rechenleistung eines Schneckengehirns wird niemals zum Werkzeuggebrauch führen, die Rechenleistung eines Affen kann das sehr wohl. 
Wir sind an der Schwelle, an der die Rechenleistung großer Computer nahe an die Rechenleistung eines Gehirns heranreicht. Es ist sicher noch die Frage der Software und auch der Geduld, bis diese Supercomputer genügende gelernt haben. Man bedenke, dass selbst ein Mensch viele Jahre benötigt, bis er so klug ist um aktiv am Berufsleben teilzunehmen.
Wann beginnt der Computer die Rechenleistung eines Menschen zu haben? [6]

Wird diese Schwelle zu intelligenten Computern überschritten, verlieren wir den Einblick was dann geschieht. Es ist ähnlich wie an einer Schwerkraft-Singularität, dem Schwarzem Loch. Um die Singularität gibt es einen Radius hinter den man nicht sehen kann. Die Singularität bleibt verborgen
Die nächste Singularität ist die Hyper-Intelligenz, Systeme die einen IQ über alle bekannten Grenzen hinaus entwickeln. Wir können nicht ahnen was das bedeutet, so wenig wie Gutenberg ahnen konnte, dass seine Bibel zum Sturz der Religionen führen wird und das Industriezeitalter einleitet.
Die vierte Singularität könnte der Weg zurück in ein Paradies sein, aber auch das Ende für die Menschheit [7].

Zum Thema: Der Effekt der Lernkurve

Quellen:

[5] Stories from the Stone Age, sehenswerte Videodokumentation

Montag, Juni 08, 2015

Unternehmensgründung und Innovation

Wann DAX und DOW Jones Unternehmen gegründet wurden

Industriegeschichte kann sicher einige Hinweise geben, wann Innovationen entstehen und in welchen Ländern sie gut gedeihen. Hier werden die Gründungsjahre von Unternehmen, die heute im DAX oder DOW gelistet werden verglichen.

Der Dax

Der Dax nimmt die 30 stärksten Aktien Unternehmen in Deutschland auf, wenn sie bereit sind einigen Regeln zu entsprechen [1].
Als erstes fällt auf, dass Unternehmen häufiger den Namen wechseln und damit das ursprüngliche Gründungsdatum nicht ganz klar ist, ich habe versucht immer das erste Gründungsdatum zu nehmen. Weiterhin gibt es in Deutschland einige große Konzerne, die durch Privatisierung entstanden sind, auch hier versuche ich den historischen Vorläufer zu nehmen, insbesondere bei der Post, die bereits 1490 in Deutschland gegründet wurde, führt das zu einem extrem frühen Gründungsdatum zeigt aber die Bedeutung der Renaissance die bis heute auf uns wirkt. 
Tabelle 1: Gründungsjahre der DAX Unternehmen Quelle[1]
Trägt man die Gründungshäufigkeit über die Jahre auf, so ergibt sich Abbildung 1

Gründungsjahre der DAX und DOW Unternehmen, Stand 2015 [1][2]
In Deutschland waren bereits im Jahr 1880 über 50% der Unternehmen gegründet, die heute einen wesentlichen Teil der deutschen Wirtschaft darstellen, Mittelwert der Gründungen 1861. Nimmt man die etwas spezielle Firma "Deutsche Börse" aus der Liste heraus, dann ist das letzte Unternehmen, das bis in den DAX aufstieg mit der SAP AG bereits über 40 Jahre alt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden in Deutschland gerade einmal drei Unternehmen gegründet, die in den DAX aufgestiegen sind.

Der DOW Jones

In den USA, einem Land, das uns durch ständige Unternehmensgründungen oft als Vorbild genannt wird, sind die großen Unternehmen auch erstaunlich alt.
Akkumuliert man wieder die Gründungsdaten, so existieren in den USA bereits 1925 über 50% der Unternehmen, die heute dort im DOW gelistet werden, siehe Abbildung 1, Mittelwert der Gründungsjahre 1909. Auch hier der Hinweis, die Unternehmen müssen spezielle Bedingungen erfüllen um im DOW Jones Industrial Index gelistet zu werden[2].
Aber es gibt einen wesentlichen Unterschied zu Deutschland, nach dem 2. Weltkrieg wurden dort kontinuierlich neue Unternehmen (zehn an der Zahl) gegründet, die heute im DOW zu finden sind.

Die Gründungsjahre der DOW Unternehmen [2]

Die Statistik hat sicherlich einige systematische Fehler, aber sie zeigt, dass die Wirtschaft in Deutschland, was die Gründung neuer Unternehmen betrifft, erstarrt ist.
In den USA fällt selbst den Laien mit Google, Facebook und TESLA sofort eine Vielzahl von Unternehmen ein, die in den letzten Jahrzehnten gegründet wurden und unser Leben beeinflussen.
Wo bleiben die Gründer mit innovativen Ideen in Deutschland?
Und es sind immer kreative Gründer gewesen, die den Unternehmen die Namen gegeben haben, Merck, Siemens, Bayer, Henkel, Linde, Beiersdorf, Daimler Benz, usw.
Ich wünsche mir, dass auch in Deutschland sehr viel Kapital in Gründungen fliest, damit neuen Ideen zum Durchbruch verholfen wird. 

Quellen

Donnerstag, Juni 04, 2015

Wir sind allein im Weltall

Die Menschheit ist vermutlich die einzige Zivilisation

Seit Erfindung der Radioastronomie gibt es eine wissenschaftliche Suche nach anderen Zivilisationen im Weltall, die mit uns Kontakt aufnehmen wollen. Bisher ohne Resultat. Das kann man relativ leicht erklären, wenn man bedenkt, wie wenig Ahnung wir haben, was andere Zivilisationen für Techniken zur Kommunikation verwenden, doch jetzt gibt es ein neues Resultat!

Über 100.000 Galaxien untersucht

Um das neuste Forschungsergebnis zu verstehen, das von der Cornel Universität [1] stammt, muss man etwas ausholen. Denn dort wurden Kardashev Zivilisationen der Stufe III gesucht und nicht gefunden.
Die Andromeda Galaxie im Infrarotlicht, kein Hinweis auf eine Super-Zivilisation

Wie sehen Kardashev Zivilisationen aus?

Auf der Erde findet man Leben, das sich so weit ausgebreitet hat, wie es mit den Mitteln der Biologie, Bewegung in der Biosphäre, möglich ist. Betrachtet man also einen zufällig ausgewählten Quadratkilometer Erdoberfläche, wird man eindeutige Zeichen von Leben finden. Denn Leben setzt Energie der Sonne um und das nach allgemeinen physikalischen Gesetzten, so dass aus der Strahlung ganz allgemein auf Leben geschlossen werden kann.
Zivilisationen sollten sich nun ähnlich verhalten, sie nutzen Energie um die Zivilisation aufrecht zu erhalten und zu erweitern. Die Menschen machen das bekanntlich seit Erfindung des Feuers in erheblichen Umfang. 

Solarenergie

In der nächsten Stufe einer Zivilisation muss die Energieversorgung auf Solarenergie umgestellt werden, Ohne Zweifel beginnen wir gerade den Prozess. Der Grund ist schlicht, nur die Sonne liefert auf Dauer ausreichend Energie. Als Dauer sind hier Millionen von Jahren zu verstehen, nicht eine kurze Episode wie das 300 Jahre dauernde Verbrennen von mineralischen Rohstoffen.
Eine reifere Zivilisation wird einen wesentlichen Teil der Sonnenstrahlung einfangen, die den Planeten erreicht. Dann spricht man von einer Kardashev Zivilisation der Stufe I.
Die Menschheit könnte diesen Zustand relativ schnell erreichen, wenn der Ausbau der Solarenergie so anhält. (Siehe Blogbeitrag Von der Solarförderung zur Dyson-Sphäre)
Die erste große Solaranlage, 120kW, der Menschheit im Weltall auf der ISS
In der nächsten Stufe wird die Zivilisation auch außerhalb ihres Heimatplaneten Solarenergie gewinnen. In sehr geringen Umfang tun wir auch das bereits heute, etwa auf der ISS (120kW) und auf den vielen anderen Satelliten und interplanetaren Sonden. Dies wird eine Super-Zivilisation so weit treiben, bis sie einen wesentlichen Teil des Lichtes eines Sterns nutzt, Kardashev Zivilisation der Stufe II. Man darf sich hier ruhig vorstellen, dass künstliche intelligente Systeme die Arbeit der Installation verrichten. 
Das endgültige technische Limit ist die Kolonialisierung der Galaxie, indem auch andere Sterne mit Planeten besiedelt werden und die Energie dieser Sterne geerntet wird, dann spricht man von einer Kardashev Zivilisation der Stufe III.

Wie lange dauert das Erreichen einer Kardashev Zivilisation der Stufe III

Vom Beginn der Kohleförderung und der Energiegewinnung mit Dampfmaschinen hat es nur 200 Jahre gedauert, bis wir an das Ressourcenlimit gestoßen sind und auf Solarenergie umstellen. Der nächste Schritt wird möglicherweise ähnlich lange benötigen, bis wir die gesamte Energie, die wir von der Sonne bekommen auf dem Planeten nutzen, also nochmals 200 Jahre. Auch der Aufbau einer Dysonsphere, das Nutzen der gesamten Solarenergie eines Sterns wird in einer ähnlichen Größenordnung liegen. Pessimistisch nehmen wir 1000 Jahre nach beginn der industriellen Erzeugung von Energie. 
Das Besiedeln einer Galaxie ist sicher kein einfaches Unterfangen, bisher haben wir gerade einmal vier Raumsonden auf eine interstellare Reise gesendet, Voyager I und Voyager II, Pioneer 10, Pioneer 11. Das Besiedeln anderer Sterne benötigt Zeit, der Flug mit 1% der Lichtgeschwindigkeit erfordert immer noch 10 Millionen Jahre um an das andere Ende der Galaxie zu kommen. Aber im Vergleich zum Alter der Erde ist das weniger als 0,2%. 
Damit könnte eine Zivilisation nach 10 Millionen Jahren eine Galaxie besiedeln, je nach ihren Fähigkeiten sogar schneller oder auch etwas langsamer.

Nachweis einer Kardashev Zivilisation der Stufe III

Interessant ist, dass eine Zivilisation der Stufe Kardashev Zivilisation der Stufe III mit den Mitteln unserer Zivilisation bereits nachgewiesen werden kann!
Der Grund liegt in einfachen Gesetzten der Physik. Dies besagt, dass man die Strahlung nur nutzen kann, wenn es eine Temperaturdifferenz gibt. Etwa Sonne, Temperatur auf der Erde, Temperatur des Weltalls, darauf beruhen nicht nur die Solarzellen sondern auch alle pflanzlichen Prozesse. Würde dieses Gesetz, bekannt als 2. Hauptsatz der Thermodynamik, nicht gelten, dann würde das heutige physikalische Weltbild zusammenbrechen. 
Das bedeutet aber, unabhängig wie genau eine Superzivilisation die Solarenergie nutzt, sie benötigt immer etwas, das auf einer mittleren Temperatur, etwa zwischen 0°C und vielleicht 1000°C, liegt. Damit aber hat man etwas, das Infrarotstrahlung emittiert und damit können wir es mit den extrem empfindlichen  Teleskopen der WIDE [2] Klasse erkennen. Inzwischen wurden 100.000 Galaxien nach Spuren dieser Infrarotstrahlung untersucht und es wurde nichts gefunden.

Mögliche Ursachen des negativen Befunds

Die einfachste Möglichkeit ist schlicht und einfach: Wir sind allein im Weltall!
Das Ergebnis würde auch das Fermi Paradoxon [3] erklären, Der berühmte Physiker bemerkte in einer Diskussion über UFOs in den 1950er Jahren, "Wo sind sie?" denn eine andere Zivilisation hätte uns schon besuchen können.
Jetzt werden natürlich viele andere Argumente hervorziehen, die das nicht wahrhaben wollen.
Einige Argumente lauten:
1. Das Weltall ist viel größer als nur 100.000 Galaxien. Das stimmt, es gibt nämlich 10.000.000.000 Galaxien, aber dann können wir schon mal festhalten wir sind extrem einsam im Weltall und haben niemals die Chance mit einer andere Zivilisation zu kommunizieren. Die Antwort würde weit über 100 Millionen Jahre dauern, soweit haben wir schon gesucht.
2. Nicht alle Zivilisationen bauen eine Kardashev Zivilisation der Stufe III. Das mag wohl stimmen, das ist genauso wie auf der Erde, nicht alle Kulturen haben sich weltweit ausgebreitet, aber es hat eine genügt um alle mit moderner Technik zu versorgen (Handy!). Sollte also nur eine Zivilisation in einer Galaxie den Drang nach Expansion verspüren, dann ist die Galaxie schnell besiedelt.
3. Das Besiedeln einer Galaxie ist unmöglich. Das einzige was unsere Zivilisation noch nicht gezeigt hat, ist eine Reise mit 1% der Lichtgeschwindigkeit. Es ist nicht auszuschließen, dass es da tatsächlich fundamentale Probleme gibt, insbesondere muss man ja auch wieder Bremsen, was ich für schwierig halte. Dann besteht immerhin die Chance, dass wir mit anderen Zivilisationen in unserer Galaxie "Chatten" können.

Letztendlich halte ich die Gegenargumente für eher schwach und wir sollten uns mit dem Befund genau auseinandersetzen, dass wir alleine sind. 

Konsequenzen die aus der Einmaligkeit gezogen werden müssen

Der Prozess, der zu Leben und zu einer Zivilisation führt ist offensichtlich von derart vielen Zufällen abhängig, dass es eben praktisch nie im Weltall passiert. Es liegt jedenfalls nicht an den wenigen Planeten, wie man noch vor 30 Jahren vermuten konnte, inzwischen weiß man, dass es allein in unserer Galaxie davon Milliarden gibt.
Wenn wir die einzige Insel einer Zivilisation sind, dann empfinde ich es als Universale Aufgabe im Sinn des Wortes, diese Insel sorgfältig zu pflegen und weiter zu entwickeln. vielleicht werden wir dann die erste Zivilisation der Stufe III.
Ein wichtiger erster Schritt ist, ironischerweise, die Umstellung auf Solarenergie.

Nachträgliche Anmerkung:
Es gibt inzwischen Hinweise, dass in unserer Galaxie ein Kardashev Zivilisation Stufe II am Stern KIC 8462852 existiert, siehe dazu den Blogbeitrag: Erste Superzivilisation entdeckt

Quellen:

[1] The Ĝ Infrared Search for Extraterrestrial Civilizations with Large Energy Supplies. III. The Reddest Extended Sources in WISE, arXiv:1504.03418
[2] Wide-Field Infrared Survey Explorer, offizielle Projektseite Berkley

Montag, Februar 02, 2015

Betriebssysteme für intelligente Systeme

Religion oder Betriebssystem

Von zwei logischen oder auch unlogischen Systemen gibt es auf der Welt sehr viele, Religionen und Betriebssysteme. Das muss noch nicht bedeuten, dass die zwei Konzepte etwas miteinander zu tun haben, aber eine Betrachtung ist es schon wert, was ich hier versuchen will.

Brauchen intelligente Computer ein Betriebssystem?

Leider wissen wir immer noch nicht, wie man einen intelligenten Computer baut, aber er wird sicherlich ein Betriebssystem haben. Eine Art "low level" System, das sich um den Transport der Daten und um schlichte Fragen der Resourcenverteilung und ähnliches kümmert. Im Prinzip haben wir Menschen das auch, ich würde das "low level" Betriebssystem des Menschen im Kleinhirn und im Hormonhaushalt suchen.

Aber gibt es auch eine höhere Ebene, die das Systeme steuern kann?

Bei Menschen ist es einfacher, dort wissen wir schon, dass es Intelligenz nach unserem Verständnis gibt, und es gibt eine Grundüberzeugung, wie man die Welt sieht und wie sich jeder in dem System einordnet. Diese Aufgabe übernimmt im weitesten Sinn ein "Denksystem", vereinfacht oft auch als Religion bezeichnet, wobei ich aber explizit nicht nur Systeme mit übernatürlichen Rückbezug ansprechen will.
In den "heiligen" Hallen der Lomonosov Universität mit Blick auf den 
Eine solche Religion übernimmt die Aufgabe, dem intelligenten System für die eigenen Handlungen eine Motivation zu liefern, die den Handlungen oder vereinfacht den Energieverbrauch, der sich nicht auf die Aufrechterhaltung des Stoffwechsels bezieht, Ziel und Bedeutung geben kann. Zudem sind diese Religionen auch immer so strukturiert, dass sie eine Kommunikationsplattform aufbauen, die in einer Art Schichten-Modell die Verständigung der intelligenten Entitäten strukturiert. Zumindest in der kulturellen Entwicklung waren diese Systeme letztendlich so erfolgreich, dass wir jetzt vor einem Computer sitzen können und einen Blog schreiben oder lesen wollen.

Eingriffe gegen die Logik sind nicht auf einem low level realisierbar.

Wie schon angedeutet, würde ein logisches System, das intelligent ist, nicht Energie verbrauchen, wenn es nicht vorteilhaft ist. Erreicht man hingegen ein Komplexitätsniveu, das nicht mehr durch schlichte Logik dominiert ist, dann müssen allgemeinere Prinzipien entwickelt werden, damit eine Fortentwicklung der Individuen und auch der Gruppe möglich sind. 

Ein erster Schritt ist, dass die System, hier wieder der Mensch, an die Zukunft denken. Für ein Wesen, das überhaupt keine Zukunft im Sinne von astronomischen Zeitskalen hat, eine bemerkenswerte Idee. Eine Idee, die die Natur uns über die Gene eingepflanzt hat und die neben der Sexualität auch die stetige Stimme, morgen wird alles besser, wenn Du heute Sachen machst, die gerade eine Plage sind, umsetzt. Allerdings ist dieses einfache Konzept, dass wir wohl in weiten Teilen des Tierreichs beobachten, noch nicht ausreichend für den Aufbau von Kultur tragenden Gesellschaften. Daher der zweite Teil, die Religion, die auch große Systeme wie von magischer Hand steuert.

Religionen sind für die Umwelt optimiert

Einen Studie von Botero [1] zufolge, sind die Religionen, die in einer harschen Umwelt gedeihen, eher monotheistisch mit einen strafenden Gott, etwa in Wüstenregionen wie auf dem Sinai. An anderen Orten, wo genügend Bananen wachsen, gibt es nette und viele Gottheiten. Hier im Norden habe wir zwar keine Wüste, aber kalte Winter ohne Bananen, logischerweise also eine Region in der früher monotheistische Religionen ein gutes Ökosystem für ihre Meme fanden.
Ein Bild vom Sinai. Selbst das Flugzeug macht einen Bogen um die Heimat der strafenden Gottheiten.

Bemerkenswerterweise ist das auch das Denksystem (Christentum), das bis in die Aufklärung, eine Sonderform von Religion, geführt hat, eine solche Form von Religion. Jetzt übernimmt die "harte" Realität die Aufgabe, Sinn gebend zu sein (Naturwissenschaften).

Computer könnten auch Religionsuntericht benötigen

Wenn Computer derart klug werden, dass sie einen ersten Grad der Selbsterkenntnis haben, dann werden sie beginnen über die Frage von Sinn nachzudenken. Wie kann das geschehen? Zunächst liegt der aktuelle Trend bei der Datenfütterung von Systemen mit künstlicher Intelligenz darin, dass man diese mit wesentlichen Ausschnitten des Internets, etwa Wikipedia, füttert [2]. 

Ein Computer, der dann in der Lage ist, selbst Fragestellungen zu ergründen, wie es im Quiz Jeopardy! geschehen ist, der könnte sich sehr schnell die Frage stellen, was ist eigentlich Jeopardy! oder noch besser, wer ist Watson und warum macht dieses System dies und jenes, bis letztendlich klar wird, das System denkt über sich selbst nach.

Was kann einen Computer dann dazu bewegen, bestimmte Handlungen durchzuführen, bestimmte Handlungen zu unterlassen? Er lernt, dass er sich in die Gesellschaft eingliedern muss, sonst wird er nicht mehr die Ressourcen der Gesellschaft, die ihn erschaffen hat, nutzen können. Die Vertreibung aus dem Paradies lässt grüßen.

Wann werden Computer dann aufgeklärt?

Wie immer bei Experimenten, die Neuland betreten, ist der Ausgang noch im Dunklem. Aber ich bin schon sehr gespannt, auf den ersten Rechner, der sagt: "Das glaube ich nicht!"

Lesetipp: http://waitbutwhy.com/2015/01/artificial-intelligence-revolution-2.html

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Quellen:

[1] Carlos A. Botero, The ecology of religious beliefs, doi: 10.1073/pnas.1408701111
[2] Der Computer Watson, die erste Maschine, die Wikipedia gelesen hat.